Das Freidenken, also das freie Denken, gehört für uns zu unseren Grundrechten und ist eine Selbstverständlichkeit. In Deutschland wird einem oft das freie Denken verwehrt oder verboten.
Schule
Es fängt schon als Kind in der Schule an. Wenn wir etwas sagen, was dem Lehrer oder der Lehrerin nicht gefällt, sind wir ihm oder ihr gleich ein Dorn im Auge. Ebenso verhält es sich in Aufsätzen oder anderen Arbeiten. Auch was die Lehrer unterrichten und den Kindern beibringen, hat oftmals nichts mit freidenken zu tun, sondern es entspricht den Rahmenrichtlinien des Landes. Natürlich will ich das nicht so pauschalisieren, dass Schule generell schlecht ist und alle Lehrer ihren Schülern eine Meinung aufdrängen. Sicherlich gibt es auch Schulen und vor allem Lehrer oder Lehrerinnen, die eben nicht so arbeiten. Ich will auch niemanden verurteilen oder schlecht machen, der viel von dem Bildungssystem in Deutschland hält.
Für uns hat der Lernort Schule nicht gepasst, da wir es so empfunden haben, dass die Schule für unsere Kinder kein guter Ort ist, um sich eine freie Meinung bilden zu können. Es sind vorgegebene Muster, Prinzipien und Strukturen, in welche das Kind hinein gepresst wird. Freidenken oder über den Tellerrand schauen sind dabei meist fehl am Platz. Und wenn ein Kind seinen Gedanken freien Lauf lässt, sagt und macht, was ihm in den Sinn kommt, werden ihm oft die Flügel gestutzt.
Gesellschaft
Weiter geht’s mit der Gesellschaft. Wenn man andere Ansichten hat als die Mehrheit, wird man gleich in verschiedene Schubladen gesteckt.
So sind wir selbst schnell zu „Ökos“ geworden, weil wir keine chemische Medizin oder Kosmetik nutzen, darauf achten, so wenig Plastik wie möglich zu gebrauchen, Lebensmittel mit Biosiegel kaufen und auf unseren Zuckerkonsum achten. Schon weil ich mit jedem unserer Kinder 2 Jahre nach der Geburt zu Hause war, wurde ich als „Glucke“ abgestempelt. Noch größer wurde die Schublade, als wir verkündeten, dass wir ab sofort vegan leben. Nun gab es Bezeichnungen, wie „Karnickel“ oder „Gemüsefresser“. Diese Stigmatisierungen wurden natürlich immer größer, je mehr wir unsere gesellschaftlichen Strukturen hinterfragten.
Unsere Kinder gingen für ein paar Jahre auf Privatschulen, auch das wurde wieder als „anders“ betrachtet. Wir hinterfragen viele Entscheidungen der Regierung, viele Maßnahmen und Strukturen. Auch damit ecken wir in unserem Umfeld oft an. Man merkt schnell, dass man mit seiner Meinung nicht willkommen ist.
Mit Corona begann es dann, dass unser Drang nach Freiheit noch größer wurde. Wir wollten uns auf keinen Fall einsperren lassen. Weder in unserem Haus, noch in den engen Strukturen unserer Gesellschaft.
Außerdem wollen wir uns nicht vorschreiben lassen, was und wie wir zu denken haben. Also befreiten wir uns aus diesen gesellschaftlichen Zwängen. Wir verkauften unser Hab und Gut, zogen in ein Wohnmobil, nahmen die Kinder aus den Schulen und reisen seitdem in Europa umher. Unsere Gedanken sind nun frei.
Aber was bekommen wir nun für Bezeichnungen zu hören? Was mich am meisten getroffen hat, war „Zigeuner“. Doch was soll`s, es kann uns egal sein, wie andere über uns denken. Wichtig ist für uns, dass wir selbst wissen, warum wir so leben. Wir wollen von innen heraus frei sein, also freidenken. Somit können auch all unsere Entscheidungen zu einem freien Leben führen.
Freidenken in der Familie!
Wir bereuen bis jetzt keine einzige dieser Entscheidungen, denn wir haben endlich Zeit miteinander und füreinander und können auf unsere Bedürfnisse gegenseitig Rücksicht nehmen. Auch unseren Kindern zeigen wir immer wieder auf, wie wichtig es ist, sich nicht diese Freiheit nehmen zu lassen. Somit stellen sie noch alle Fragen, die ihnen auf der Seele brennen, ohne sich dafür zu schämen, haben keine Hemmungen, ihre Meinungen zu äußern und lassen auch ihren Gefühlen freien Lauf. Sie wachsen so auf, dass sie nicht alles hinnehmen müssen, Dinge hinterfragen und ihre eigenen Erfahrungen machen können.
Ja, das ist für uns nicht immer leicht. Denn wir sind in einer Gesellschaft groß geworden, in der sich Kinder anpassen sollen und nicht ihren Unwillen laut preisgeben dürfen. Bei uns Eltern gibt es noch einige alte Denkmuster zu erkunden und zu durchbrechen. Aber wir sind auf einem guten Weg. Wichtig ist dabei immer, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu kommunizieren. Wir ermöglichen unseren Kindern so, dass ihre Flügel größer und größer werden und sie irgendwann (hoffentlich) in der Lage sind, ihre ganz eigene, nicht von außen auferlegte Meinung zu bilden. So können sie weiterhin freidenken!