Freilernen – was ist das?
Freilernen, selbstbestimmt bilden, frei sich bilden, unschooling, worldschooling… es gibt viele Begriffe, die genau das meinen, was wir jetzt leben.
Für uns bedeutet freilernen, dass die Kinder, frei aus ihrer intrinsischen Motivation heraus lernen von all den Dingen, die sie umgeben, die sie erleben, entdecken und erfahren. Genauso, wie jedes Baby lernt zu sprechen und zu laufen, wollen Kinder jeden Alters herausfinden, wie Dinge funktionieren, wenn sie davon begeistert sind. Sie wollen die Welt entdecken, Erfahrungen sammeln und so ihren Wissensstand bereichern. Somit lernen wir Menschen ein Leben lang. Dieses Lernen ist nicht beschränkt auf ein Gebäude oder begrenzt auf eine bestimmte Zeit. Wenn wir wirklich von Themen berührt werden, wenn uns etwas wichtig ist und wir begeistert von etwas Bestimmten sind, dann lernen wir sogar besser und nachhaltiger als den vorgegebenen Stoff in der Schule.
Dieses Freilernen leben wir seit Beginn unserer Reise. Reisen bildet, das weiß jeder. Aber wir haben natürlich auch Tage oder Wochen, da stehen wir länger an einem Platz und schauen uns nicht ständig neue Städte, Burgen, Gebäude oder Parks an. An diesen Tagen haben die Kinder so etwas, was Maria Montessori als “vorbereitete Umgebung” nennt. Da ich selbst begeistert von ihrem Konzept bin und auch ein Montessori-Diplom erlangt habe, haben wir ein Repertoire an Montessori Lernmaterialien mit an Board. So lernen die Kinder frei nach ihren Interessen Lesen, Schreiben, Rechnen, erfahren Vieles über die Kontinente, Tiere, Pflanzen und Planeten.
Es gibt natürlich auch Tage, an denen ist das Spielen draußen mit anderen Kindern wichtiger. Aber auch das ist Lernen! Im Spiel lernen Kinder vor allem Wesentliches über Sozialkompetenzen, wie Rücksichtnahme, Akzeptanz, Rollenübernahme usw. Außerdem weiß jeder, der sich mit Maria Montessori beschäftigt hat, dass auch die Bewegung beim Lernen eine große Rolle spielt. So verknüpft sich der gelernte Inhalt viel schneller und effektiver im Gehirn.
Freilernen bei Stadtbesichtigungen
Aber auch durch Ausflüge und Städtebesichtigungen lernen unsere Kinder. Auf dem Plan stehen dabei meistens Wissenschaftsmuseen und natürlich viele Sehenswürdigkeiten. So lernen unsere Kinder vor Ort, welche berühmten Persönlichkeiten in den verschiedenen Städten tätig waren, welche Gebäude erbaut wurden, welche geschichtlichen Hintergründe es gibt oder wie Naturereignisse funktionieren. Außerdem lernen sie verschiedene Kulturen mit ihren Sitten und Bräuchen kennen und können diese hautnah mit erleben. Dieses Lernen ist ein aktives ER-LEBEN und viel nachhaltiger als das stupide Auswendiglernen in der Schule.
Da wir uns im Jahr mehr Zeit in Ländern außerhalb Deutschlands aufhalten, spielen auch Fremdsprachen bei uns eine große Rolle. Die Kinder erkennen, dass sie mit deutsch oftmals nicht weiterkommen können und öffnen sich dafür, andere Sprachen zu erlernen. Außerdem sehen unsere Kinder bei uns Eltern, wie wir täglich spanisch, italienisch oder englisch lernen und wollen es uns gleichtun. Das ist auch ein großer Aspekt, den man nicht außer Acht lassen sollte: Wir sind ihre Vorbilder, sie sind unsere Spiegel! Je mehr wir selber lernen, lesen, erfahren wollen, desto mehr wollen es uns unsere Kinder nachahmen. So nehmen mein Mann und ich uns fast jeden Vormittag eine oder mehrere Aufgaben vor, welche wir “arbeiten” wollen und die Kinder werden gleich mit angespornt, sich ebenso etwas vorzunehmen.
Wir verbringen nun viel mehr Zeit miteinander als in unserem vorherigem Leben. Denn dieses war geprägt von Hetzerei, Herumfahrerei, Einhalten von Zeiten und Terminen. Somit machen wir auch regelmäßige Spielenachmittage mit unseren Kindern. Dabei lernen sie ganz automatisch im Spiel den Umgang mit Zahlen, Aufgaben zu erfassen und umzusetzen, sie üben das Lesen und erfahren komplexe Inhalte.
Auch das Kreative kommt bei uns nicht zu kurz. Da wir sehr viel Zeit in der Natur verbringen, häufen sich regelmäßig Naturmaterialien oder andere Sammelstücke an, mit denen wir basteln. So sind schon viele Muschelketten, Armbänder, Bilder oder Karten aus Seeglas entstanden. Auch das Anmalen von Steinen, Muscheln oder Holz wird bei uns regelmäßig praktiziert.
Freilernen – Fazit
Unsere Kinder wissen, dass wir ihnen die Schule natürlich nicht verwehren. Wenn sie irgendwann einmal Lust haben, eine Schule zu besuchen, dann werden wir das einrichten. Bis jetzt ist es aber so, dass sie auf keinen Fall in eine Schule gehen wollen, haben sie doch schon so lange diese Freiheit geschnuppert. Unsere beiden großen Kinder waren beide in einer Schule und wissen, wie es dort war zu lernen. Und obwohl unsere mittlere Tochter sogar die Vorzüge einer Montessorischule genossen hat, will sie dort nicht mehr hin.
Wir werden keines unserer Kinder zwingen, etwas zu machen, was sie nicht wollen. Denn das verstößt nach unserer Auffassung gegen das Recht auf die menschliche Würde und einen freien Willen. Wir werden, so lange es sich für alle richtig anfühlt, weiter freilernen, viele Erfahrungen sammeln und daraus wachsen. Unsere Kinder können sich so zu gebildeten Persönlichkeiten entwickeln und sich frei entfalten, davon sind wir überzeugt.