Viele Menschen, die vor dem Start ihrer Reise stehen, stellen sich die Frage nach dem richtigen Gefährt. Um es einigen von euch leichter zu machen, haben wir mit „Wohnwagen vs. Wohnmobil “ versucht, das Leben im Wohnwagen mit dem im Wohnmobil gegenüber zu stellen. Es gibt sowohl für das Leben im Wohnwagen als auch im Wohnmobil Vor- und Nachteile. Welche Vorteile überwiegen für uns? Warum haben wir uns im Endeffekt für das Leben im Wohnmobil entschieden? Diese Fragen klären wir in dem folgenden Beitrag.
Freistehen
Am Anfang unserer Reise kam für uns noch nicht die Gegenüberstellung Wohnwagen vs. Wohnmobil in den Sinn, da wir schon im Besitz eines Wohnwagens waren. Dieser hatte für uns einen perfekten Aufbau, alle drei Kinder hatten ihr eigenes Bett. Außerdem gab es genügend Stauraum und wir hatten eine große, gemütliche Sitzecke.
Vor dem Start der Reise haben wir den Wohnwagen so hergerichtet, dass wir autark und frei stehen konnten. Somit waren wir auf Camping- oder Stellplätze angewiesen. So hatten wir genügend Solarplatten auf dem Dach, eine große Batterie und eine Trockentrenntoilette.
Auch in unserem Auto, ein großer Ford Torneo, hatten wir ausreichend Platz im Kofferraum und somit noch mehr Staumöglichkeiten.
Das Freistehen war für uns zu Beginn unserer Reise ein komplett neues Gebiet. Wir mussten uns erst einmal hinein fuchsen und schauen, auf welchen Plätzen es möglich war, mit einem Wohnwagen frei zu stehen, und welche man lieber vermeiden sollte.
Über die App „Park4night“ (Werbung unbezahlt) wurden wir fast immer fündig, welchen Platz wir anfahren konnten. Diese App ist zwar ausdrücklich für Wohnmobile oder Vans entwickelt worden. Aber anhand der Kommentare, Fotos und Bewertungen der verschiedenen Parkplätze konnten wir für uns herausfiltern, ob diese für uns geeignet waren. Wir haben bei den unterschiedlichen Parkplätzen immer abgewogen, ob wir unser Auto neben dem Wohnwagen platzieren oder lieber davor stehen lassen sollten.
Wenn wir Stadtbesichtigungen planten, erkannten wir schon große Vor- und Nachteile für das Leben im Wohnwagen. So mussten wir immer genau abwägen, ob wir am gewählten Parkplatz, der sich immer außerhalb der Städte befand, unseren Wohnwagen, also letztlich unser Zuhause, allein dort lassen konnten oder nicht. Andererseits war es natürlich viel entspannter einen Parkplatz für ein normales Auto in der Stadt zu finden. Unsere Wertsachen nahmen wir immer mit ins Auto. Für uns war die Wahrscheinlichkeit höher, dass in einen verlassenen Wohnwagen eingebrochen wird, als in ein normales Auto.
Wir bemerkten jedoch schnell, dass es mit unseren Kindern schon auch mal schwierig werden kann, wenn man in der Stadt angekommen ist, schnell eine öffentliche Toilette zu finden. Dies ist aber nur ein kleiner Nachteil gegenüber dem Wohnmobil. Nach der Stadtbesichtigung kamen wir stets erleichtert zu unserem Wohnwagen zurück.
Freistehen mit Wohnwagen: Zwischenfall Nr. 1
Außer einmal: Wir kehrten gerade von Valencia zurück zu unserem Heim, da rutschte uns kurz das Herz in die Hose. Denn da standen plötzlich Polizisten an unserem Wohnwagen. Nach einer kurzen und freundlichen Unterhaltung erfuhren wir jedoch, dass alle Fahrzeuge, die auf diesem Parkplatz standen, am nächsten Tag den Platz räumen sollten, weil dort Bauarbeiten geplant waren. Puh, also bekamen wir nicht, wie erwartet, eine Strafe wegen unerlaubtem Camping.
Im Laufe der Zeit erkannten wir, dass die Parkplatzsuche mit unserem Wohnwagen sich oftmals als schwierig erwies. Auch auf offiziellen Stellplätzen darf man oft nicht mit einem Wohnwagen stehen (zumindest in Spanien). So wurden wir auch schon auf einem abgewiesen. Wenn man einen Wohnwagen nur parkt, sollte er am Auto angekoppelt sein und am Besten keine Stützen ausgefahren werden. Ansonsten kann dies als Campingverhalten gedeutet werden. Wer schon einmal im Wohnwagen geschlafen hat, weiß, dass das schier unmöglich ist; die Last auf der Anhängerkupplung ist, vor allem zu fünft, einfach zu groß!
Also parkten wir meist das Auto neben dem Anhänger oder, wenn die Parkplätze lang genug waren, auch mal direkt davor. So erweckte es den Anschein, der Anhänger wäre noch angekoppelt. Dies wurde uns jedoch nach circa 3 Wochen zum Verhängnis: Die Polizei ermahnte uns (sehr freundlich und nett), wir dürften so nicht stehen bleiben. Denn wir würden zu viele Parkplätze auf einmal besetzen und es würde zum Campen zählen, wenn wir die Stützen ausgefahren haben. So mussten wir uns also von dem schönen Platz direkt am Meer verabschieden und am Abend noch einen anderen Stellplatz für uns suchen.
Freistehen mit Wohnwagen: Zwischenfall Nr. 2
Eine zweite, sehr unangenehme Erfahrung machten wir in der Nähe von Barcelona:
Eigentlich wollten wir hier unseren Wohnwagen am nächsten Tag stehen lassen, während wir mit unserem Auto Barcelona erkundeten. Es war ein Parkplatz direkt an einem Spielplatz und neben einer Schwimmhalle. Die Kinder waren begeistert und ich glücklich, da ich in Ruhe kochen konnte, während die Kinder draußen spielten und tobten.
Wir waren die ganze Zeit hin und hergerissen, ob wir nicht doch den Platz verlassen sollten. Aber wir hätten die Kinder wecken, sie ins Auto setzen, außerdem den Wohnwagen drehen und das Auto ankoppeln müssen. Das alles kam uns zu kompliziert vor. Denn wir wussten ja nicht, wie diese Leute reagierten, wenn plötzlich jemand aus dem Wohnwagen stieg, der im Übrigen schon umzingelt von lauten Jugendlichen war. Irgendwann gegen ein Uhr entschieden mein Mann und ich, uns selber ins Bett zu legen und einfach zu hoffen, dass die Partymeute sich bald ein neues Plätzchen suchen würde.
Am Abend, als wir unsere Kinder ins Bett brachten, traf sich eine kleine Gruppe Jugendlicher auf dem Spielplatz. Diese unterhielten sich lautstark – typisch Spanier eben. Ich dachte noch: Die werden jetzt hier vielleicht ein bis zwei Stunden sitzen und dann wieder gehen. Es war ja schließlich mitten in der Woche und keine Ferienzeit. Diese kleine Gruppe verließ dann auch tatsächlich irgendwann den Spielplatz. Dafür kamen jedoch gegen 23 Uhr immer mehr andere Leute, die sich hier regelrecht versammelten. Gegen null Uhr konnte ich circa zehn kleine Grüppchen vernehmen, die immer lauter wurden. Natürlich wurde viel getrunken, geraucht, Musik gehört und lautstark geredet.
Diese Nacht war ein echter Horror für mich! Es kamen immer mehr Menschen dazu, mittlerweile mussten es schon an die hundert Jugendliche sein! Irgendwo in der Nähe fand offenbar eine Hausparty statt, von welcher aus auch noch laute Musik herüber schallte. Zusätzlich hatte natürlich auch jede einzelne Gruppe eine andere Musik auf dem Handy laufen. Als dann gegen 5 Uhr Morgens eine Frau laut schrie, als ob sie angegriffen würde, verteilte sich so langsam die Partymeute. Es wurde ruhiger und um sechs Uhr war kein feiernder Mensch mehr zu hören. Dafür rückte jedoch um acht Uhr die Reinigung der Stadt an, die den ganzen Platz sauber machte, alle Flaschen, Kippen, Becher und restlichen Müll wegräumte. Dies schien also ein bekannter Partyplatz für die Gemeinde zu sein, wurde offensichtlich auch toleriert.
Unsere Kinder haben die ganze Nacht über friedlich geschlafen, zum Glück! Ich jedoch habe kein Auge zugetan. Zu laut war der Partylärm, zu groß war die Angst, Betrunkene könnten an unserem Wohnwagen rütteln oder womöglich noch einsteigen! Wir verließen am nächsten Morgen so schnell wie nur möglich diesen furchtbaren Platz. Zum Glück fanden wir noch einen Stellplatz in der Nähe von Barcelonas Innenstadt, welcher auch Wohnwagen akzeptierte.
Nach dieser Nacht stand für uns fest: Wir werden unseren geliebten Wohnwagen gegen ein Wohnmobil eintauschen. Die Vorteile, vor allem, dass man sich schnell in die Fahrerkabine setzen und einfach abfahren kann, überwogen für uns nun gegenüber allen Nachteilen.
Wohnwagen vs. Wohnmobil: Fazit
Zusammenfassend kann ich keine pauschale Antwort auf die Frage geben, welches Fahrzeug sich für eine Langzeitreise besser eignet. Es gibt bei der Gegenüberstellung Wohnwagen vs. Wohnmobil für uns keinen eindeutigen Sieger. Es muss jeder für sich abwägen, welches Reiseverhalten er an den Tag legen will. Wenn man zum Beispiel keine großen Städtebesichtigungen plant, nur abseits stehen und für längere Zeiten an geeigneten Orten bleiben will, für den ist vielleicht ein Wohnwagen vorteilhaft. Wenn man sich jedoch häufiger etwas ansehen und in Städte fahren möchte, sich schnell wieder fort bewegen will, für den wäre vermutlich ein Wohnmobil besser.
Für uns hat sich der Tausch auf alle Fälle gelohnt. Wir haben ein tolles Wohnmobil mit ausreichend Wohnraum und genug Staumöglichkeiten gefunden. Außerdem sind wir bisher immer fündig geworden, wenn wir auf Parkplatzsuche in den Städten waren. Klar muss man so mehr vorausplanen aber dafür hat man gleich alles dabei und kann vor dem Stadtrundgang nochmal schnell die eigene Toilette nutzen. Auch beim Einkaufen stellt ein großes Wohnmobil für uns bisher keine Schwierigkeiten dar. Wir schauen einfach, dass wir nur Supermärkte ansteuern, die große Parkplätze zur Verfügung stellen. Bei der Stellplatzsuche nutzen wir weiterhin die App „Park4night“ und lesen die Kommentare. Somit können wir schnell herausfinden, ob die Parkplätze auch für größere Mobile geeignet sind.
Für eine bessere Übersicht habe ich für dich nochmal alle für uns wichtigen Punkte zu Wohnwagen vs. Wohnmobil in einer Tabelle gegenüber gestellt:
Wohnwagen | Wohnmobil |
+ Erleichterte Parkplatzsuche bei Stadtbesichtigung mit dem Zugfahrzeug | – Erschwerte Parkplatzsuche bei Stadtbesichtigung |
– Man muss sein Zuhause irgendwo weiter weg mit gutem Gewissen stehen lassen | + Man lässt sein Zuhause nicht irgendwo weit weg stehen |
– Man hat sein Zuhause nicht immer dabei (Toilette, Trinken, Essen) | + Man hat sein Zuhause immer dabei |
– Parken bedeutet eigentlich angekoppelt und ohne Stützen | + Man kann immer parken |
– Aufwändige Vorbereitungen bei Weiterfahrt | + Man kann schnell wegfahren, wenn es brenzlig wird |
– mit Zugfahrzeug langes Gespann | + kürzer, da kein Zugfahrzeug |
+ mehr Wohnraum bei gleicher Länger | – weniger Wohnraum bei gleicher Länge |
Wenn du noch mehr über kleinere und größere Pannen in unserem WoMo lesen möchtest, um diese Fehler nicht auch zu begehen, empfehle ich dir diesen Blogbeitrag: https://freihoch5.de/leben-im-womo/reparaturen-im-womo/